fiskaly.

E-Beleg: schon längst die Zukunft

Rina Soloveichik, Communications & PR Manager Deutschland
Rina Soloveichik
Communications & PR Manager Deutschland
5 min Lesezeit

Stellen Sie sich vor: Sie gehen in eine Bäckerei, um einen Berliner oder ein Croissant zu kaufen. Ihr Leckerbissen ist mit einem Zuckergussbeleg verziert, auf dem der Preis, die Stückzahl und die Belegnummer zu sehen sind. Im Januar 2020 schmückten so 200 Zuckergussbelege Krapfen in einer Bäckerei in Bayern. Dies war jedoch keine Liebeserklärung an die Ästhetik des Kassenbelegs seitens der BäckerInnen, sondern ein Akt des Protests gegen die Einführung der Belegausgabepflicht in Deutschland im Januar 2020.

Die Bonpflicht soll die Aufnahme der Transaktion in das Kassensystem sicherstellen und Steuerhinterziehung unterbinden. "Bon- und Müllwahnsinn sofort beenden", forderte damals der Zentralverband des Deutschen Bäckerhandwerks. Auf die Proteste der Bäcker und vieler anderer Branchen hin beschwichtigte die Bundesregierung, indem sie betonte, dass die Belege auch elektronisch ausgegeben werden können. Konkrete Richtlinien folgten allerdings nicht; man überließ die Umsetzung den einzelnen Unternehmen.

Der E-Beleg ist hier um zu bleiben

Heute ist die Umstellung auf elektronische Belege nur noch eine Frage der Zeit. Bitkom gibt an, dass digitale Belege für 44% der Unternehmen heute eine Rolle spielen. Laut einer Studie der EHI zu POS-Systemen von 2022 können heute ca. 34% aller Belege in Deutschland digital ausgegeben werden. Die Prognose für die Zukunft liegt bei 95%. Unternehmen wie Rewe bieten digitale Belege schon über ihre App an.

Innovation wird oft erst möglich, wenn die Betriebe, aber auch die Verbraucher dazu bereit sind. Ein beliebtes Beispiel dafür ist der Vorgänger des Macintosh: Im Dezember 1968 stellte Xerox eine Technologie mit Maus und grafischem Bildschirm vor, den Xerox Alto. Es heißt, die Manager bei Xerox hätten das Abtippen von Korrespondenz als Sekretariatsarbeit und das Berechnen von Zahlen als Aufgabe der Buchhaltungsabteilung gesehen und daher wenig Interesse am breiteren Vertrieb des Alto gezeigt. Das Gerät wurde bei Xerox nur intern verwendet. Viele der Innovationen im Alto wurden später von Steve Jobs für den Macintosh von Apple übernommen. Dieser kam 1984 als erster kommerziell erfolgreicher Personal Computer auf den Markt und revolutionierte die Gesellschaft. Der Xerox Alto war zu früh dran.

Papier sparen und Kunden binden

Für den E-Beleg ist die Gesellschaft mehr als bereit. Der Papierüberschuss, den der Papierbeleg mit sich bringt, ist nicht nur eine Belastung für die Umwelt, sondern auch mühsam: Der Endverbraucher nimmt die Belege selten mit, und der Händler muss am Ende des Tages die Belege entsorgen. Wenn Thermopapier verwendet wird, müssen die Belege sogar separat entsorgt werden. Dies ist vor allem für Betriebe mit großer verkaufter Stückzahl zu kleinen Preisen ein echtes Problem.

Der elektronische Beleg ist zudem eine Möglichkeit, um mit den KonsumentInnen in Verbindung zu treten. Werbe- oder Informationsmaßnahmen können auf dem Beleg durch einen Barcode verlinkt werden. In einer Ökonomie, in der sogenanntes Community Building bzw. Kundenbindung zentral ist, um einen Kundenstamm zu halten und zu etablieren, kann man auf solche Kommunikation, wo immer es möglich ist, schwer verzichten. Menschen wollen nicht nur einkaufen, sondern in ihren Werten, ihrer Lebensführung und ihrer Zugehörigkeit bestärkt werden.

Kunden ermächtigen

Zudem wird es in Zukunft immer wichtiger werden, den KundInnen eine angenehme Einkaufserfahrung zu bieten. Digitale Belege könnten einfach in einen digitalen Wallet integriert werden. Sie ermöglichen den KundInnen gerade in diesen Zeiten gefühlter wirtschaftlicher Knappheit, gepaart mit der Sehnsucht nach finanzieller Selbstbestimmung, das digitale Verwalten von Ausgaben – ein wachsender Trend.

Für die Steuererklärung sind digitale Belege hilfreich, da man seine Ausgaben direkt an einem Ort sammeln kann. Kunden können zudem besser ihr Rückgaberecht wahrnehmen – ein Recht, das laut Studien oft nicht in Anspruch genommen wird, weil Papierbelege verloren gehen.

Dem Zeitgeist zuvorkommen

Die Idee, dass Menschen physische Dokumente aufheben, widerspricht dem Lebenskonzept des Minimalismus, der immer mehr unsere Zeit prägt. Dokumente muss man aufbewahren und Aufbewahren ist immer mehr ‘out’. Viele Menschen haben keine Arbeitszimmer, in denen sie über Jahre wuchtige Ordner mit Belegen stapeln. Junge Menschen, die VerbraucherInnen der Zukunft, wollen laut Studien am liebsten alles am Handy verwalten.

Der digitale Beleg entspricht auf verschiedensten Ebenen viel mehr dem Zeitgeist als der Papierbeleg: er vermeidet Papiermüll, er ermöglicht die Kommunikation mit dem Kunden und er ermächtigt KundInnen, ihre Finanzen und Steuerangelegenheiten besser unter Kontrolle zu haben. Die Umstellung auf dieses Modell ist, wie beim Personal Computer, nunmehr eine Frage der Zeit. Wer diesen Übergang heute nicht wagt, wird hinter der Konkurrenz zurückbleiben. Händler werden daher den E-Beleg anbieten wollen, und POS Anbieter müssen schon heute darauf vorbereitet sein.